Dachschrägenzimmer geschickt einrichten
Schräge Wände und wenig Stellraum, dafür ein Ausblick durchs Dachfenster: Die Zimmer unterm Dach sind nicht immer beliebt. Schade eigentlich, denn geschickt eingerichtet bieten sie reichlich Potenzial dazu, das schönste Zimmer im ganzen Haus zu werden. Wie das gelingen kann, möchten wir Ihnen in diesem Beitrag zeigen.
Dachzimmer ist nicht gleich Dachzimmer
Dabei ist Dachzimmer aber nicht gleich Dachzimmer. Es gibt sie mit vollständiger Schräge und offenem Dach, bei dem rustikale Balken erkennbar bleiben. Diese Räume unterm Dach wirken ganz von allein weit offen und luftig, sind aber deutlich schwieriger einzurichten. Stellwände für Regale oder Schränke gibt es dort meist nur an der Giebelwand.
Alles entscheidend bei der Gestaltung ist der „Kniestock“: Als Kniestock, Drempel oder Trempel wird dagegen die Außenwand bezeichnet, die unter der Dachschräge ansetzt. Zwischen 40 bis 80 Zentimetern sollte sie mindestens betragen, damit Couch, Kommode oder Lowboard an der Wand platziert werden können. Für Kinderzimmer wird meist ein niedrigerer Kniestock vorgeschlagen, schließlich sind Kinder kleiner und können auch unter Dachschrägen relativ bequem spielen, sitzen und arbeiten.
Hinweis: Wird das Dachschrägenzimmer erst ausgebaut? Dann sollte die langfristige Nutzung eine wichtige Rolle spielen. Kinder wachsen und benötigen irgendwann exakt den gleichen Raumhöhen-Komfort wie Erwachsene – bis sie schließlich ausziehen. Ein höherer Kniestock reduziert zwar etwas die bequem verwendbare Wohnfläche, ist dafür aber universeller nutzbar.
Nicht nur durch die Höhe unterscheiden sich die Dachzimmer auch bei Stil und Dachkonstruktion gibt es große Unterschiede. Unterstreichen Sie daher die Einzigartigkeit Ihres Dachzimmers:
- Legen Sie die Holzbalken offen oder zelebrieren Sie die Eisenträger im Industriecharme.
- Inszenieren Sie Treppenaufgänge und betonen Sie abgeschnittenen Flächen, indem Sie dort beispielsweise die Steinmauer freilegen.
- Machen Sie die Dachschräge selbst zum Hingucker und versprühen Sie so Charme und Gemütlichkeit.
Farb- und Wandgestaltung
Zimmer mit Dachschrägen neigen dazu, eher klein auszufallen. Dann sind helle, luftige Farbtöne an der Wand eine gute Idee. Der Raum wirkt heller und offener. Ist die Raumhöhe zusätzlich eher niedriger als normal, kann Farbe hier Wunder wirken: Helle Grau- und pastellige Blautöne öffnen den Raum optisch und erschaffen die Illusion eines normalhohen Raumes.
Verpassen Sie auch gern Ihren Dachfenstern einen hellen Look. Denken Sie über spezielle Jalousien oder Rollos für Dachfenster nach: Sie sorgen in hellen, der Wandfarbe ähnlichen Tönen für ein freundlicheres und harmonischeres Gesamtbild.
Ist das Dachzimmer doch etwas größer? Dann sind kontrastreich gestrichene Wände nicht nur erlaubt, sondern im Grunde sogar notwendig! Die Giebelseiten eignen sich meist besser für eine dunklere Kontrastfarbe. Die perfekte Platzierung hängt aber sehr vom eigentlichen Schnitt des Raumes ab.
Extra-Tipp: Besonders harmonisch wirkt der Raum, wenn sich die Deckenfarbe auch in den Dachschrägenflächen und den Sockelleisten wiederfindet.
Lesen Sie dazu auch: „Grundlagenwissen: Farbideen für die Einrichtung finden“
Das perfekte Lichtkonzept
Dachräume benötigen aufgrund der kleineren Fensterflächen in der Regel deutlich mehr Beleuchtung als andere Räume.
Dabei gilt für Räume im Dachgeschoss:
- Funktionsleuchten wie Spots und Möbelleuchten schaffen dagegen pointierte Lichtinseln und scheinen den Raum zu erweitern.
- Standleuchten bieten gedämpften Lichtschein und Flexibilität beim Aufstellort.
Wer einen Neubau oder Umbau plant, kann mit großzügigen Atelierfenstern mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie warten nicht nur mit hohem Lichteinfall und schönen Panoramablicken auf, sondern bringen zudem den gewissen Loft-Flair mit. Auch verglaste Giebel schenken einem Raum viel Helligkeit und betonen zudem die Höhe des Raumes. Alternativ kann man diesen Effekt auch durch Ausleuchten des dunklen Giebels mit Lichtspots erreichen.
Achtung: Hängeleuchten und Deckenfluter reduzieren optisch die Raumhöhe und eignen sich daher weniger für Dachräume.
Generell sind Lichtkonzepte für die gemütliche Wohnraumgestaltung wichtig, aber besonders in Dachräumen zeigt sich anhand geschickt gesetzter Leuchten, wie viel sich mit Licht und Schatten gestalten lässt. Düstere kleine Räume erstrahlen, unaufgeräumte Nischen versinken dafür im Schatten.
Möbel und Stauraum im Dachzimmer
Mit diesen generellen Tipps holen Sie das Meiste aus Ihrem Dachzimmer heraus:
- Niedrige Möbel wählen, um die vorhandene Raumhöhe zu betonen.
- Geschlossene Möbel möglichst an der Giebelwand oder mittig im Zimmer einsetzen.
- Insgesamt auf helle Möbel mit klaren Linien setzen.
- Offene Regale, Boards oder niedrige Kommoden am Kniestock entlang aufstellen.
- In die Höhe denken: Nutzen Sie freie Deckenbereiche oder die Wände als Stauraum
- Türen und Fensterrahmen können ebenfalls mit Haken versehen werden
- Kisten und Kästen für Nischen und sehr niedrigen/fehlenden Kniestock einsetzen.
- Stauraummöbel mit Multifunktion auswählen
- Die Raumhöhe in der Mitte ausnutzen!
Gerade in Spiel- und Kinderzimmern bieten sich Dachbalken geradezu an, um sich mithilfe von Haken oder Regalbrettern zusätzlichen Platz zu verschaffen. Besonders modulare Regalsysteme passen sich durch ihre Flexibilität perfekt jeder Dachschräge an und holen das Maximale aus dem verfügbaren Raum heraus. Inzwischen gibt es verstellbare Wandkonsolen für die Schrägen selbst, die sich jedem Neigungswinkel anpassen. Besonders bei Dachschrägen im Büro oder Lesezimmer bieten sich diese als stilvolle Ablagefläche an.
Wird das Dachgeschoss erst noch ausgebaut, dann sollten Sie einen versteckten Schrank einplanen. Maßanfertigungen haben zwar durchaus ihren Preis, sind jedoch hinsichtlich Stauraum und Raumwirkung unschlagbar. Mittels Laufschienen und Schiebetüren lässt sich der Platz hinter dem Kniestock deutlich besser nutzen, wenn die Außenwand an der Stelle nicht komplett geschlossen wird. Gleichzeitig wirkt der Hauptwohnraum aufgeräumt, solange überzählige Einrichtungsgegenstände, Kästen und Kisten im Einbauschrank verstaut sind.
Ideen für verschiedene Räume
Wie gut sich Dachschrägen in das Wohnraumkonzept einfügen, hängt sehr von der individuellen Nutzung ab.
Wohnzimmer
- Weniger ist mehr: Reduzierte Möbel und Dekoration nur in Maßen einsetzen.
- Helle Möbel mit klaren Kanten.
- Wenige, gezielte Akzente in dunkleren Farben – auch in großen Dachzimmern.
- Sofa und Sessel unter der Dachschräge platzieren; Tische mit Sitzgelegenheiten eher mittig im Raum aufstellen.
Möchten Sie einen Arbeitsbereich mit Schreibtisch integrieren? Dann probieren Sie folgendes: Mittels Schiebetüren lässt sich je nach Raumgrundriss eventuell ein Teil des Kniestocks samt Dachschräge zu einer Art Nischen-Büro abtrennen. Der Platzverbrauch ist minimal, der Arbeitsbereich dafür sehr geschickt hinter Türen verborgen.
Schlafzimmer
- Bett unter die Dachschräge.
- Laufwege auf die Bettseiten beschränken.
- Bett optisch mit Läufern, Teppichen oder dekorativen Vorhängen in den Raummittelpunkt rücken.
Ein Bett unterm Dachfenster kann sehr romantisch sein. Achten Sie aber auf eine gute Dämmung und Abdunklungsmöglichkeiten, da sich Dachräume schnell aufheizen und die Morgensonne sonst den Schlaf stören kann.
Badezimmer
- Bei hohem Kniestock Dusche unter die Dachschräge.
- Bei niedrigerem Kniestock Badewanne unter die Schräge.
- Laufwege und Waschbeckenzugänge eher im Bereich der normalen Raumhöhe einplanen.
Hingucker sind übrigens Badewannen und Duschen direkt unterm Dachfenster. So kann im Schein des Sonnenauf- oder -untergangs geduscht werden. Oder es wird im Sternenlicht bei gedimmter Badezimmerbeleuchtung gebadet.
Lesen Sie dazu auch: „Badezimmer perfekt einrichten: Tipps zur Planung“
Kinderzimmer
- Niedrigen Kniestock nutzen und flache, schmalere Kojenbetten für jüngere Kinder einplanen.
- Einbauschränke im Kniestock verwenden, um weiteren Stauraum für Spielzeuge und Co. zu erhalten.
- Die Höhe nutzen und leichte Gegenstände an Dachbalken/Decke befestigen.
Spezielle Treppenregale unterstützen dabei, auch Nischen geschickt zu nutzen. Alternativ dienen sie als luftige Raumtrenner, die den Dachbereich in unterschiedliche Verwendungsbereiche aufteilen.
Möbel und Dekoration
Da Dachräume durch die Schrägen meist kleiner und dunkler wirken, sollten Sie bei Möbelstücken eher auf helle und filigrane Objekte zurückgreifen. Diese vergrößern optisch den Raum und lassen ihn freundlicher wirken. Für die optimale Passform bieten sich Einbaumöbel nach Maß an. Diese fügen sich nicht nur optisch harmonisch in Ihr Gesamtbild ein sondern bergen in aller Regel jede Menge Stauraum. Insbesondere bei niedrigen Dachschrägen, wenn aufrechtes Stehen keine Option mehr ist, bieten sich kompakte Kommoden an. Sie sind eine tolle Alternative zum klassischen Schrank.
Wer sein Dachgeschoss wohnlich mit Teppichen und Vorhängen ausstatten möchte, sollte auch hier auf helle Grautöne und Pastellfarben setzten. Bei anderen Dekoelementen darf gerne mit einer kräftigeren Farbe ein Akzent gesetzt werden. Hauchen Sie Ihrer Wand beispielsweise mit einigen Bildern in unterschiedlicher Größe Leben ein. Tipp: Sogar eine Dachschräge kann dank Ringschrauben und Schraubhaken als Bilderwand herhalten und als besonderer Eyecatcher wirken. Probieren Sie es aus!
Fazit
Dachschrägen sind kein Hinderungsgrund, sich gemütlich und stilvoll einzurichten. Die unterschiedlichen Raumhöhen laden dazu ein, kreativ zu werden und bewusst mit den räumlichen Gegebenheiten Stimmung zu erzeugen. Viel Freude beim Einrichten!