Stoffqualitäten bei Sofas erklärt: Scheuertouren, Abriebfestigkeit, Lichtechtheit und Pillingverhalten

Stoffqualitäten bei Sofas erklärt: Scheuertouren, Abriebfestigkeit, Lichtechtheit und Pillingverhalten

Neben den „inneren Werten“ eines Sofas wie Gestell, Unterfederung und Polsterung ist der Bezugsstoff entscheidend dafür, wie gut eine Couch zu Ihren Bedürfnissen passt und wie lange Sie daran Freude daran haben. Dabei stellt sich oftmals zuerst die Frage: Ledersofa oder Stoffsofa?

Ist Ihre Antwort zugunsten der Stoffvariante ausgefallen, gilt es als Nächstes zu entscheiden, welche Stoffqualität gewünscht ist oder grundsätzlicher: Doch wie misst man eigentlich die Qualität eines Stoffs?

Dazu gibt es einige wesentliche Messwerte, die Sie beispielsweise in den Informationen zu den Sofas in unserem Angebot finden. Was mysteriöse Begriffe wie „Scheuertouren“ dabei ganz konkret meinen, erklären wir Ihnen hier.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Scheuertouren?

Die Zahl der Scheuertouren von Sofas gibt an, wie widerstandsfähig ein Stoff gegenüber Abrieb ist, also wie gut er auf Dauer aushält, wenn zum Beispiel ein Sofastoff und ein Kleidungsstoff aneinander reiben.

Das passiert im Gebrauch laufend: beim Hinsetzen, beim Aufstehen, wenn man sich anders auf dem Sofa positioniert, den Platz wechselt … Es geht kurz gesagt um die Scheuerbeständigkeit und die Strapazierfähigkeit des Stoffes.

Als Tipp gilt hier: Je häufiger ein Sofa oder Sessel genutzt wird, desto eher sollten Sie auf diese Angabe achten. Beim zweimal im Jahr genutzten Sessel fürs Gästezimmer ist es also weniger wichtig als bei der Wohnlandschaft im Wohnzimmer. Besonders wichtig sind Scheuertouren bei kommerziellen Nutzungen, zum Beispiel in Wartezimmern oder Restaurants, die eine deutlich höhere Beanspruchung aushalten müssen.

Auf den Punkt gebracht: Je höher die Zahl der Scheuertouren bei Sofas, desto weniger wird der Stoff durch die Nutzung beeinträchtigt und desto länger hält er durch.

Wie wird der Wert ermittelt?

Um diese Zahl zu ermitteln, kommt das genormte Testverfahren mit der „Martindale-Methode“ zum Einsatz (z. B. nach DIN EN ISO 12947-1). Was das bedeutet?

Dabei nimmt das Labor den zu testenden Stoff und einen standardisierten Stoff aus Wolle. Beide werden für die Untersuchung mit einer definierten Gewichtsbelastung in einer speziell dafür hergestellten Apparatur (dem „Martindale-Scheuerprüfgerät“) aneinander gerieben.

Der Test endet, wenn im zu prüfenden Stoff zwei Fäden reißen oder Abriebspuren zu sehen sind. Bis dahin wird die Zahl der Reibungen festgehalten und der Messwert in Scheuertouren oder Martindale angegeben.

Bei Nutzung des Sofas als Schlafplatz Zahl der Scheuertour beachten.
Wenn ein Sofa auch als Schlafplatz genutzt wird, braucht es einen Stoff, der für diese zusätzliche Nutzung geeignet ist. (Foto: Hersteller)

Wie viele Scheuertouren sollte ein Sofa haben?

Sie stoßen bei der Recherche nach Ihrem Wunschsofa auf verschiedene Zahlen und fragen sich zum Beispiel, ob 20.000 Scheuertouren gut sind? Gleichzeitig interessiert Sie, was eine gute Scheuerbeständigkeit ist? Wir bringen für Sie Licht ins Dunkel!

Kommen Sie gerne bei uns vor Ort vorbei und lassen sich ausführlich von unseren Expert:innen beraten. Erfahren Sie, welche Stoffqualität sich für Ihr Sofa am besten eignet!

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Gerne erklären wir Ihnen hier wichtige Daten und Fakten zum Thema Wert der Scheuertouren bei Sofa:

  • Wie hoch der Wert der Scheuertouren bei Sofas sein sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein Ausgangspunkt: Die Deutsche Gütegemeinschaft Möbel setzt 10.000 Scheuertouren voraus, um ihr Qualitätssiegel zu vergeben.
  • Ein solcher Stoff eignet sich allgemein gesprochen in Privathaushalten, wenn das Möbelstück wenig gebraucht wird. Kommt ein Sofa regelmäßig zum Einsatz, sollte es mindestens 15.000 Scheuertouren mitmachen.
  • Welcher Wert ausreichend ist, hängt bei alldem nicht nur von der Nutzung, sondern auch von der Polsterung ab: Ist sie eher weich und der Bezugsstoff liegt locker darauf, wird er generell weniger beansprucht als bei einer harten Polsterung, bei der er straff aufgespannt ist. Bei einer festen Polsterung sollten Sie deshalb einen Stoff mit einer höheren Scheuertouren-Zahl bevorzugen. Beispiel: Während die oben genannten 10.000 Martindale bei gelegentlicher Nutzung eines weichen Sofas ausreichen, sollten es bei einem festeren Sofa 15.000 sein.
  • Ab 25.000 Scheuertouren ist der Stoff auch für den Einsatz im öffentlichen Raum geeignet. Für die Nutzung in Büros, Restaurants oder im ÖPNV werden mindestens 25.000 bzw. 30.000 Scheuertouren für Sofas empfohlen. Hier wird der Test übrigens mit einem höheren Gewicht durchgeführt, um die stärkere Beanspruchung zu simulieren.
  • Die Skala reicht dabei noch sehr viel weiter: Es gibt auch Polsterstoff, der 100.000 Scheuertouren und mehr aushält. Für die stark genutzten Leitstände von Polizei oder Rettungsdiensten werden beispielsweise 200.000 bis 500.000 Martindale gefordert.

Für einen besseren Überblick haben wir Ihnen die Martindale-Skala in einer  Scheuertouren-Tabelle zusammengefasst:

Mindestwert Scheuertouren Sofas

Anwendungsbereich

ca. 10.000 – 15.000

Geringe Nutzung zu Hause

ca. 25.000 – 35.000

Büromöbel und häufige Nutzung zu Hause

ca. 30.000 – 40.000

Restaurants und ÖPNV

ca. 200.000 – 500.000

Leitstände Polizei, Rettungsdienste, etc.

Übrigens: Bei Schlafsofas werden Sie deutlich höhere Scheuertouren-Werte finden als bei Modellen ohne Schlaffunktion. Gerade bei einem „Dauerschläfer“-Modell, das Sie regelmäßig oder sogar täglich einsetzen, sollten Sie auf die Scheuerbeständigkeit von Sofas achten. In einem eigenen Artikel haben wir noch mehr Tipps vor dem Kauf eines Schlafsofas oder Sofas mit Schlaffunktion.

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Sind 20.000 Scheuertouren also ausreichend? Das kommt ganz auf Ihre individuelle Nutzung an. Wenn Sie das Sofa häufig gebrauchen oder härtere Polster bevorzugen, dann auf jeden Fall! Falls nicht, genügt auch eine geringere Anzahl an Scheuertouren für Ihr Sofa.

Was ist die Abriebfestigkeit/Reibechtheit?

Über die Abriebfestigkeit wird angegeben, wie leicht sich die Farbe des Möbelstoffes auf einen anderen Stoff (z. B. Kleidung) übertragen kann. Sie wird auch als Reibechtheit bezeichnet. Anders ausgedrückt: Wie gedankenlos können Sie sich mit Ihrer strahlend weißen Sommerhose auf das brandneue knallrote Sofa setzen?

Die Skala für die Abriebfestigkeit von Sofas reicht von 1 („sehr gering“) bis hin zu 5 („sehr gut“). Der Test untersucht diesen Effekt sowohl mit einem trockenen als auch einem nassen Stoffmuster.

Generell überrascht es dabei wenig, dass helle Farben oftmals bessere Ergebnisse erzielen als dunkle Farbtöne.

Übrigens: Diese Reibechtheit kann umgekehrt ebenfalls eine Rolle spielen. Wer sich beispielsweise gerade erst eine Jeans gekauft hat, sollte sich damit nicht gleich auf die weiße Couch setzen. Diese Hosen sind nämlich dafür bekannt, dass sie zumindest anfangs abfärben können. Nach einigen Wäschen wird sich das in der Regel jedoch erledigt haben.

Was bedeutet Lichtechtheit 4 – 5?

Die Lichtechtheit von Stoffen gibt an, wie stark sich die Farbe eines Stoffes durch die Einwirkung von künstlichem oder natürlichem Licht verändert, zum Beispiel wie stark sie ausbleicht. Vor allem der UV-Anteil im Sonnenlicht ist besonders aggressiv und kann nicht nur für Verfärbungen sorgen, sondern ebenso für Veränderungen in den Eigenschaften der Oberfläche und der Materialien. Die Lichtechtheit 4 – 5 etwa wird standardmäßig für Möbelstoffe verwendet.

Relevant ist dieser Wert vor allem für Gartenmöbel und hier zum Beispiel für Sonnenschirme. Aber auch für Sofas und Sessel im Innenbereich kann die Lichtechtheit eine Rolle spielen: Scheint die Sonne regelmäßig und für längere Zeit aufs Polstermöbel, wird sich das mit der Zeit entsprechend bemerkbar machen.

Die DIN 53952 hatte dafür eine Skala von 1 („sehr gering“) bis 8 („hervorragend“) vorgesehen. In einem Test wird ein Stück des fraglichen Stoffs Licht ausgesetzt, während ein Teil abgedeckt ist. In definierten Abständen wird der Stoff dann mit acht blauen Wollstreifen mit bekannter Lichtechtheit als Kontrollelement verglichen. Die Länge der Lichteinwirkung verdoppelt sich dabei ungefähr von Stufe zu Stufe.

Stufe 7 bedeutet beispielsweise, dass der Stoff in Mitteleuropa ein Jahr im Freien bleiben könnte, bevor sich Verfärbungen bemerkbar machen. Auch auf der höchsten Stufe 8 wird das übrigens passieren. Es gibt also keine Stoffe, bei denen das überhaupt nicht passiert. Bezüge für Polstermöbel landen in der Regel auf Stufe 4 oder 5.

Generell gelten Kunstfasern hier als widerstandsfähiger als Naturfasern.

Verschiedene Materialen wirken sich unterschiedlich auf Lichtechtheit von Sofas aus.
Es gibt nicht den einen, perfekten Stoff, der in allen Kategorien Bestnoten erzielt. Hier kommt es immer auf die Nutzung an – und außerdem auf den eigenen Geschmack. (Fotos: Hersteller)

Was bedeutet Pillingverhalten?

Als Pillingverhalten wird bezeichnet, wie schnell und stark ein Stoff Fusseln, Flusen oder Faserknötchen bildet. Es ist auch als Pilling oder Pillingbildung bei Sofas bekannt. Hierzu gibt es eine Skala von 1 („sehr stark“) bis 5 („keine“).

Diese Eigenschaft lässt sich ebenso wie die Scheuerbeständigkeit (siehe oben) mit der Martindale-Methode testen. Sie wird nach DIN EN ISO 12945-2 leicht abgewandelt umgesetzt. Die Stoffproben werden dazu nach 125, 500, 1.000 und 2.000 Reibzyklen untersucht.

Fussel- und Knötchenbildung gibt es besonders bei Flach- und Mischgewebe und hier vor allem bei kurzfaserigen Stoffen mit Oberflächenstruktur. Durch Reibung lösen sich Fasern aus dem Stoff, die sich in kleinen Kugeln sammeln können.

Übrigens: Ein leichtes Fusseln bzw. eine Pillingbildung ist bei Sofas und Stoffen normal und weit verbreitet. Es ist also kein Qualitätsmangel und beeinträchtigt den Stoff kaum. Es ist vor allem ein optisches Problem. Im Fall der Fälle hilft Ihnen ein Fusselrasierer. Eine Fusselrolle kann ebenfalls zum Einsatz kommen, funktioniert aber meist nicht so gut, da sie nicht für den großflächigen Einsatz gedacht ist.

Scheuertouren beim Sofa: Auf die individuelle Nutzung kommt es an!

Bei der Wahl der richtigen Scheuertour für Ihr Sofa kommt es auf verschiedene Aspekte an. Nicht alle hier aufgeführten Eigenschaften lassen sich in einem Stoff vereinen, zumal es weitere Punkte gibt, die in diesem Beitrag gar nicht vorkommen: Wie fühlt sich das Material beispielsweise an? Wie sieht es aus? Auch das sind Kriterien, die beim Kauf eines Polstermöbels eine wichtige Rolle spielen.

Insofern ist es sinnvoller, sich auf einige wenige Eigenschaften zu konzentrieren. So ist Ihnen vielleicht die Scheuerbeständigkeit bei Ihrem Sofa besonders wichtig, da das Sofa oder der Sessel viel genutzt wird. Oder Sie wissen, dass das Möbelstück regelmäßig längere Zeit im Sonnenlicht steht, dann sollten Sie die Lichtechtheit stärker gewichten. Richten Sie Ihren Fokus also auf Ihre individuellen Präferenzen. Gerne unterstützen wir Sie bei der Wahl des richtigen Sofas.

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